Richtfest für Windpark Weißer Turm im Gebiet Wargolshausen / Wülfershausen: Regenerativer Windstrom aus Bayern
Zwischen Wargolshausen und Wülfershausen im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld werden sich in Kürze zehn neue Windenergieanlagen drehen. Sie gehören zum Bürgerwindpark Weißer Turm und sorgen dafür, dass Bayern mehr regenerativen Strom erzeugt. Nach einer beispiellosen Entstehungsgeschichte und vielen Jahren Verzögerung feierte der Windpark nun am 24. Juni 2022 Richtfest. „Angesichts der angespannten energiepolitischen Lage ist das Richtfest für den Windpark Weißer Turm ein Signal für Unabhängigkeit, Optimismus und Zukunft“, sagte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger in seiner Rede anlässlich des Richtfestes. Die zehn Windenergieanlagen des Windparks Weißer Turm im Gebiet Wargolshausen / Wülfershausen haben eine installierte Leistung von insgesamt 24 Megawatt. „Die Energiewende bedeutet für uns, die Energie auch dort zu erzeugen, wo sie verbraucht wird. Hier in Bayern haben wir einen großen Nachholbedarf im Ausbau der Windenergie“, sagt Stefan Bögl, Vorstandsvorsitzender der Firmengruppe Max Bögl. Das Unternehmen hat den Windpark in Kooperation mit Wust – Wind & Sonne aus Markt Erlbach realisiert.
Der Windpark Weißer Turm ist ein echter Bürgerwindpark, an dem sich die vor Ort lebenden Menschen direkt als Kommanditisten beteiligen können und damit Eigentümer des Windparks werden. Die umliegenden zehn Kommunen und der Landkreis Rhön-Grabfeld profitieren außerdem von den Erlösen aus der Stromerzeugung der insgesamt zehn Windenergieanlagen (WEA).
Ursprünglich waren 13 WEA vorgesehen, in Abstimmung mit den Gemeinden wurde der Windpark später auf eine Größe von zehn Anlagen optimiert. Verbaut wurden Windenergieanlagen vom Typ Nordex N117-2.4 auf 141Meter hohen Hybridtürmen von Max Bögl. Planmäßig soll der Windpark bis August 2022 ans Netz gehen. „Wir sehen den Start des Windparks Weißer Turm als positives Zeichen und wichtigen Impuls für die Windkraft in Bayern. Auf die Realisierung sind wir aufgrund der komplexen Vorgeschichte besonders stolz“, erklärt Erich Wust, Gründer und Geschäftsführer der Wust – Wind & Sonne. Zum Richtfest am 24. Juni 2022 kamen auch der Staatsminister und stellvertretende Ministerpräsident Bayerns Hubert Aiwanger, der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Ludwig Hartmann sowie die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE) Simone Peter.
Anfänge mit Gegenwind
Die Geschichte des Windparks Weißer Turm im Gebiet Wargolshausen / Wülfershausen geht bis in das Jahr 2012 zurück. Das Projekt wurde damals von Harald Schwarz und Jürgen Rüth gemeinsam mit den Gemeinden Hollstadt, Wülfershausen und Saal an der Saale als regionaler Beitrag für die Energiewende initiiert. Die beiden Bürger der Standortgemeinden gründeten mit dem Überlandwerk Rhön eine Projektgesellschaft, um das Vorgaben in regionalen Händen zu realisieren. Der Windpark wurde im April 2014 genehmigt, doch Bürgerinitiativen klagten, Urteile durch sämtliche Instanzen folgten. Eine Änderungsgenehmigung für modernere und leistungsstärkere Anlagen wurde im Jahr 2020 durch einen Beschluss des Verwaltungsgerichts Würzburg wieder zurückgenommen. Dieser besagte, dass die Änderungsgenehmigung aufgrund der 10H-Regelung nicht realisierbar sei. Genehmigt wurden nur die ursprünglich geplanten WEA. Bereits gegossene Fundamente für die moderneren WEA mussten die Investoren deshalb im April 2021 wieder entfernen. Gleich danach begannen die Projektpartner Max Bögl und Wust Wind & Sonne fristgerecht mit der Realisierung des Windparks im Sinne der ursprünglichen Genehmigung.
Bayern Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: „Die neuen Windräder hier in den Gemeinden Wargolshausen und Wülfershausen haben eine lange und schwierige Entstehungsgeschichte hinter sich, Planung und Bau waren sehr umstritten und von juristischen Fallstricken begleitet. Künftig können aber viele tausend Haushalte und Firmen mit nachhaltiger Energie versorgt werden. Angesichts der angespannten energiepolitischen Lage ist das Richtfest für den Windpark Weißer Turm ein Signal für Unabhängigkeit, Optimismus und Zukunft. Ich bedanke mich bei allen beteiligten Bürgerinnen und Bürger, die trotz Rückschlägen weiter für den Windpark gekämpft haben. Dieses Engagement ist das Fundament für die Energiewende im Freistaat. Max Bögl und Wust – Wind & Sonne haben das große Potenzial des Windparks erkannt und ein vorbildhaftes Projekt umgesetzt. Wir haben jetzt als Staatsregierung eine umfassende Windkraftreform auf den Weg gebracht. Jetzt müssen auch die vielen natur- und artenschutzrechtlichen Bestimmungen auf den Prüfstand. Wir können es uns nicht leisten, mehrere Jahre lang zuerst den Roten Milan zu beobachten, bevor ein Windrad gebaut wird. Naturschutz und Ausbau der Erneuerbaren schließen sich nicht aus.“
Ausbau der Windkraft in Bayern schleppend
Bayern muss deutlich an Tempo gewinnen, um die Versorgungssicherheit mit Strom aus Erneuerbaren Energien sicherzustellen. Im 1. Quartal 2022 wurde im Freistaat keine Windenergieanlage in Betrieb genommen, in den ersten drei Monaten des Vorjahres waren es zwei WEA, von 2014 bis 2018 gingen im 1. Quartal durchschnittlich noch 23 Anlagen an den Start. Ähnliche Zahlen finden sich bei den WEA-Genehmigungen: Sie lagen im 1. Quartal 2022 bei drei Anlagen, im Vorjahr bei vier, zwischen 2014 und 2018 bei 40.
Vor allem durch die im November 2014 in Kraft getretene 10H-Regelung kam der Ausbau der Windkraft in Bayern fast zum Erliegen. Sie besagt, dass der Mindestabstand eines Windrades zum nächsten Haus einen Abstand haben muss, der mindestens seiner zehnfachen Höhe entspricht.
Bei modernen Anlagen bedeutet das etwa einem Abstand von ca. 2.500 Metern. Zwar beschloss die Landesregierung aufgrund des hohen politischen Drucks im April 2022 für bestimmte Flächen einen reduzierten Mindestabstand von 1.000 Metern, doch an der 10H-Regelung will die CSU auch unter den neuen Bundesvorgaben grundsätzlich weiter festhalten.
Der Wind steht gut
„Wir sollten unsere nachhaltigen Energiequellen stärken und konsequent nutzen, um für die nachfolgenden Generationen eine lebenswerte Umwelt zu erhalten. Gerade im Hinblick auf die aktuellen Konflikte müssen wir unsere Energieversorgung wesentlich unabhängiger gewährleisten können“, erklärt Stefan Bögl und ergänzt: „Dieser Windpark ist ein richtiges Leuchtturmprojekt in Bayern mit zehn Windanlagen an einem Standort. Wir spüren, dass die Energiewende wieder in Fahrt kommt. Dieses Projekt ist ein Beweis dafür und ein sichtbares Zeichen.“
Insgesamt ist ein positiver Trend für den Ausbau der erneuerbaren Energien jetzt deutlich spürbar. Insbesondere für die Windkraft schaffen die im Osterpaket vorgestellten Novellierungen wichtige Voraussetzungen. So sollen die Ausbauraten von Windkraft an Land auf ein Niveau von zehn Gigawatt pro Jahr angehoben werden. Die Windenergie soll als Beitrag zur Energiesicherheit und als öffentliches Interesse gewürdigt werden. Aktuell befinden sich die im Osterpaket vorgestellten Gesetzesentwürfe der Bundesregierung in der Verabschiedung durch den Bundestag. Expertinnen und Experten versprechen sich außerdem konkrete Änderungen vom bald folgenden Sommerpaket der Regierung. Jedes Bundesland ist dazu aufgefordert, die hier vorgesehenen Flächen für den Ausbau bereitzustellen. „Bleibt zu hoffen, dass die Energiewende in Bayern ab dem Sommer mehr Rückenwind bekommt und dass auch das bayerische Staatsministerium alle notwendigen Voraussetzungen für einen zügigen Ausbau schafft. Wir sind bereit dafür“, stellt Erich Wust fest.